Unter anderem wurde wieder im Stadtgebiet vom 25. November an verschiedenen Orten wie zum Beispiel dem Rathaus, der VHS, der Feuerwehr und auch Kirchengemeinden "Flagge gezeigt" gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Mit der Fahnenaktion ist seit vielen Jahren die Forderung nach einem gleichberechtigten und selbstbestimmten Leben von Mädchen und Frauen verbunden. Die blaue Fahne „Frei leben – ohne Gewalt“ steht dafür, die Gewalt an Frauen aus der Anonymität zu holen und das Ausmaß sichtbar zu machen. Ursprünglich wurde die Fahnenaktion von der Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ ins Leben gerufen. Am 25. November 2001 ließ sie zum ersten Mal die Fahnen wehen, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Seither wird die Aktion bundesweit weitergetragen.
In Deutschland wird statistisch jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt durch ihren Partner und nur wenige Frauen trauen sich, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter, sie äußert sich als körperliche Misshandlung, Vergewaltigung, Drohung, Demütigung, Erniedrigung, sexuelle Gewalt oder Kontrolle. Sie findet statt im täglichen Leben, Zuhause, am Arbeitsplatz und zunehmend in den sozialen Netzwerken“, so die Gleichstellungsbeauftragte Ulla Habelt.
Bürgermeisterin Bettina Weist dazu: „Am heutigen internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen lautet unser Appell: Nicht wegschauen! Denn: Häusliche Gewalt gegen Frauen kommt auf dieser Welt viel zu häufig vor. Viel zu oft wird darüber hinweg geschaut, das Unrecht totgeschwiegen. Dieses Schweigen müssen wir brechen - gemeinsam. Heute setzen wir uns für andere Frauen ein und zeigen Solidarität. Damit Betroffene den Mut finden können, dagegen aufzustehen. Sie sind nicht allein!“ Gleichzeitig weist die Bürgermeisterin auf die Aktion „Hilfetelefon“ hin: „Wir unterstützen die Aktion #schweigenbrechen und rufen dazu auf, genau hinzusehen“, so Bettina Weist weiter. Viele Betroffene schwiegen aus Angst und Scham, fühlten sich schuldig und trauten sich nicht, Hilfe zu suchen. Auch das Umfeld schaue oftmals weg. Um das zu ändern, könnten Betroffene, Angehörige und andere Bürger unter der bundesweiten Rufnummer 08000 116016 sowie über den Online-Dienst unter www.hilfetelefon.de kostenfrei, anonym und vertraulich Beratung und Unterstützung erhalten.
Mit der Kampagne „Das Schweigen brechen!“ wird auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam gemacht. Jede und jeder, der die Telefonnummer des Hilfetelefons 08000 116016 kennt und sie weitergibt, zeigt betroffenen Frauen einen Weg aus der Gewalt. Das Hilfetelefon ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in 15 Sprachen erreichbar. Es gibt auch eine Online-Beratung. Unter www.hilfetelefon.de können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte beraten lassen - anonym, kostenlos, barrierefrei. Gewalt hat dabei viele verschiedene Formen: Häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Stalking, Mobbing, Gewalt ‚im Namen der Ehre‘, Zwangsheirat, digitale Gewalt, Menschenhandel und Genitalverstümmelung gehören dazu. Oft sind die Opfer sexueller oder häuslicher Gewalt sprachlos, können nicht erklären, was ihnen passiert ist. Dazu Saskia Mayer von der Frauenberatungsstelle Gladbeck: „Es gibt keine Worte dafür, was dem Opfer angetan wurde. Deshalb: Schauen Sie hin und helfen Sie den Opfern. Die Frauenberatungsstelle Gladbeck bietet vertraulich und kostenfrei professionelle Hilfe für betroffene Frauen aus Gladbeck an.“
Leider sind auch Kinder jeden Alters indirekt oder direkt von häuslicher Gewalt betroffen, wenn sie Gewalt beobachten, hören oder sogar am eigenen Leibe erfahren müssen. Häufig treffen seelische und körperliche Misshandlungen die Kinder direkt. Aber auch das bloße Miterleben von Gewalt wirkt oft traumatisierend. Direkt wie indirekt erlebte Gewalt kann gravierende Auswirkungen auf Wohlergehen und die psychosoziale Entwicklung eines Kindes haben. Und im Jugendamt der Stadtverwaltung finden sich Ansprechpartner und -innen, die im Bedarfsfall weiterhelfen können. „Wir wissen, dass das Miterleben Häuslicher Gewalt in der Regel eine erhebliche Belastung für Kinder und Jugendliche darstellt und schwerwiegende Folgen haben kann. Diese Kinder erhalten Hilfe und Unterstützung durch uns“, sagt Christine Hellebrand, Leiterin des Amtes für Jugend und Familie. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) der Stadt hilft während der normalen Öffnungszeiten der Stadtverwaltung bei Gewalt in der Familie und Fällen sexuellen Missbrauchs unter Tel. 02043/99-2277.
Gladbecker Graffiti-Künstler Levin Tomala sprayt Rufnummer des Hilfetelefons
Der professionelle Gladbecker Graffiti-Künstler Levin Tomala hat anlässlich des Aktionstages die Rufnummer des Hilfetelefons im Schürenkamp-Tunnel verewigt. „Mit dem eindrucksvollen Format setzt er ein Zeichen gegen Gewalt vor Ort“, freut sich Ulla Habelt und hofft, dass das Motiv möglichst lange erhalten bleibt.